Kurzbeschreibung Literaturwissenschaftlerinnen lesen Literatur. Gewiss, das scheint trivial; und doch erweist sich die Aussage bei näherer Betrachtung als nicht unproblematisch. Warum? Zunächst einmal deshalb, weil der Begriff ‹Literatur› unklar ist: Literatur, was ist das eigentlich? Eine Sache der Nachahmung (aber was machen Sie dann etwa mit dadaistischer Lyrik)? Ist Literatur dadurch zu definieren, dass sie fiktiv ist (aber das gilt auch für den Witz), dass sie das Dargestellte verfremdet (doch hat Sie nicht das generische Femininum im ersten Satz dieses Veranstaltungskommentars, der ja wohl kaum Literatur ist, befremdet)? Bleibt wohlmöglich keine andere Option, als Rekurs auf den Wittgenstein’schen Begriff der ‹Familienähnlichkeit› zu nehmen, um die mannigfaltigen Spielformen der Literatur unter einen Hut zu bringen? Aber noch aus einem anderen Grund erweist sich der erste Satz des Kommentars als problematisch. «Literaturwissenschaftlerinnen lesen»: Aber was genau heißt ‹lesen›? Gewiss doch wohl Entzifferung von einzelnen Zeichen, die zusammengesetzt Wörter, Sätze, einen Text konstituieren. Doch kann ein Literaturwissenschaftler hier stehen bleiben? Muss er nicht das Lesen selbst reflektieren? Eine Metaebene einnehmen, von der aus er sich bei der Lektüre beobachten kann, um so Rechenschaft darüber abgeben zu können, welche Operationen er beim Lesen vollzieht (das freilich setzt ein entsprechendes begriffliches Instrumentarium voraus)?
Lernziele/Kompetenzen Man kann nun bereits erahnen, was genau im Zentrum der Einführungsveranstaltung stehen wird: einerseits die Frage nach dem Wesen der Literatur in all ihren Ausprägungen; andererseits die Frage nach dem literaturwissenschaftlichen Arbeiten. Der Ehrgeiz der Veranstaltung ist mithin ein doppelter: Sie will Ihnen Einblicke in die verschiedenen Gattungen der Literatur geben (Epik, Lyrik und Dramatik werden gleichermaßen behandelt) und zeigen, was es heißen könnte, selbstständig literaturwissenschaftlich zu arbeiten.
Teilnahmemodalitäten/Voraussetzungen Neben der obligatorischen Anwesenheit in der ersten (virtuellen) Sitzung setzt die Veranstaltung die für angehende Germanist*innen selbstverständlich gegebene Bereitschaft zur Lektüre und zur aktiven Diskussion der Seminartexte voraus.
Literatur Die zugrunde gelegte Seminarliteratur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben und – im Rahmen des rechtlich Möglichen – online zur Verfügung gestellt.
Studienleistung/Modulprüfung Die Studienleistung wird in Form eines «Portfolios», die Modulprüfung in Form einer Klausur erbracht.
Inklusionsanteil Inklusion ist kein dezidiertes Thema der Veranstaltung.
Empfehlung Angewandte Studiengänge Die Veranstaltung richtet sich explizit auch an Studierende im Bachelor-Studiengang Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaft (Modul 1a). |
- Lehrende:r: Benjamin Thimm