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„Alles kann geschehen, alles ist möglich und wahrscheinlich. Zeit und Raum existieren nicht; über dem unverbindlichen Wirklichkeitsgrund spinnt die Einbildungskraft und webt neue Muster: ein Gemisch aus Erinnerungen, Erlebnissen, freien Erfindungen, Ungereimtheiten und Improvisationen. Die Personen spalten sich, verdoppeln sich, vertreten einander, verdunsten, verdichten sich, zerfließen, sammeln sich. Aber ein Bewusstsein steht über allem, das des Träumenden.“ Mit dieser avancierten Vorrede leitet der schwedische Dramatiker August Strindberg sein Theaterstück Ein Traumspiel (1901) ein und benennt damit entscheidende Parameter moderner Literatur und Kunst: Nicht die mimetische und tautologische Wiedergabe des Tatsächlichen steht im Mittelpunkt, sondern Kreation ganz neuer Vorstellungsräume und Erlebniswelten, die aber womöglich – gerade in ihren surrealen Durchbrechungen des scheinbar Wirklichen – menschlich-existentiellen  Erfahrungsmodalitäten viel eher entsprechen als eine mimetische Reproduktion von Welt. So argumentiert auch die Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch: „Weltvermittlung geschieht in der Ästhetik durch Welterstellung. Nicht die Abbildung und Beschreibung der Welt steht in ihrem Zentrum, sondern die Aufstellung von Welten, die implizite Stellungnahmen zur Welt enthalten können.“  

Nicht nur die Literatur, sondern auch der avantgardistische Film hat sich bis zur heutigen Gegenwart aktuellster Serienproduktionen dieses ästhetischen Credos angenommen und es mit den ihm zur Verfügung stehenden medialen Verfahren weiterentwickelt. Kontinuität, Narration, Plot, Genre, lineare Figuren-Evolution werden zunehmend verdrängt durch eine Präponderanz des Bildes, des Effekts oder der Hervorhebung psychischer Innenwelten der in den filmischen Werken auftretenden Figuren. An die Stelle des klassischen Genre-Kinos tritt vermehrt der Genre-Mix als immanenter und ironisch gebrochener Kommentar zur Filmgeschichte. Diese Aufhebung orthodoxer Konzepte von Zeit und Raum (Aristoteles zählte sie in seiner Poetik – neben der Handlung – bekanntlich zu den drei Einheiten der Tragödie) zu Gunsten filmischer Inszenierungsmodi von Intensitäten muss aber nicht unbedingt mit der Vermittlung existentieller Erfahrungen (Angst, Liebe, Tod, Hass etc.) divergieren. Vielmehr werden diese durch das experimentelle Filmschaffen (von den Surrealisten bis heute) eher freigelegt von ihrer diskursiven und narrativen Ummantelung. Welche anderen Dispositive diesen neuen filmischen Kreationen nun an Stelle von Plot, Mimesis und Linearität vorgelagert sind und inwieweit sie an die mediale Materialität des Films gebunden sind und diese mit in den Film hinein transportieren, soll in der geplanten Lehrveranstaltung genauer diskutiert werden. Um die notwendige Breite zu garantieren, werden sowohl Kinofilme als auch serielle formate Berücksichtigung finden. Gedacht ist dabei – und unter Konsultation einiger Ansätze aus der Kultur- und Filmtheorie –  unter anderem an Arbeiten von Bunuel, Ruttmann, Tom Tykwer, Ingmar Bergman, Geißendörfer, Steven Soderbergh, Peter Greenaway, David Lynch, Christopher Nolan etc.   

Selbsteinschreibung (Teilnehmer:in)
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