In Gestalt der literarischen Collage etabliert sich im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts ein assoziativ-fragmentarisches und intermediales Schreibverfahren, das völlig neue Kunstformen entstehen lässt. Vor allem die Lektüre – oder besser: die Betrachtung – solcher Collagen erweist sich als herausfordernd, agieren Collagenkünstler häufig nicht nur mit sprachlichem Material, sondern integrieren auch visuelle Elemente in ihre Werke, erscheinen zahlreiche solcher Collagen darüberhinaus semantisch wie syntakisch bruchhaft und imkohärent. Ein aktuelles Beispiel solcher Collagen-Literatur stellen die Text-Bild-Collagen der deutschen Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller (*1953) dar. Die Autorin und ihr Collagenwerk stehen im Mittelpunkt des Seminars und liefern das Anschauungsmaterial für gemeinsame Analyseübungen, Diskussionen zum Genre der literarischen Collage, deren Tradition in der deutschen Literaturgeschichte sowie lyrischer Textgestaltung und -interpretation.
Collagen-Literatur eignet sich aufgrund ihres spielerischen, experimentellen und visuell ansprechenden Charakters für die didaktische Aufbereitung und die Vermittlung an Schüler verschiedener Altersklassen. Die auch im Seminar zu erprobende Projektidee, entsprechend der behandelten Verfahren selbst literarische Collagen anzufertigen, ermöglicht das vertiefte Nachvollziehen kreativer und künstlerischer Prozesse, die je nach Alter und Wissensstand der Schüler mit weiteren Themen der Literatur- oder Kunstgeschichte, des politischen oder gesellschaftlichen Engagements von Literatur oder der Vermittlung sprachreflexiver und diskurstheoretischer Sensibilität verbunden und erarbeitet werden können.
- Lehrende:r: Christina Rossi