Was Huntington vor einigen Jahren – anlässlich der Terrorismusproblematik – mit fast schon mythologischer Tendenz als den „clash of cultures“ charakterisierte, scheint seit Urzeiten eher für einen „clash of gender“ zu gelten. 

Frau und Mann, so oft sie auch Objektivität und geschlechtliche Neutralität anstreben, berufen sich in ihren Beziehungskonflikten stark auf vorgeprägte Rollenmuster, auf historisch gewachsene Codierungen von Weiblichkeit und Männlichkeit und verhalten sich dementsprechend. Mitunter scheint die Schärfe einer Auseinandersetzung geradezu mit einem verstärkten Rückfall in eben diese Geschlechterrollen zu konvergieren, aus denen dann die beiden Konfliktparteien auch ihr argumentatives Potential ziehen. 

Die an Beziehungskrisen nicht arme Literatur- und Kulturgeschichte informiert nicht nur über den Verlauf von solchen Geschlechterkämpfen, sondern setzt sich auch gezielt mit deren strukturellen, soziologischen und semantischen Voraussetzungen auseinander und inszeniert diese mit (ebenfalls oft konstruierten) Ikonographien von Geschlechterimaginationen bzw. hinterfragt diese kritisch. 

Die Vorlesung wird daher – nach einer theoretischen Beschäftigung mit gender-bedingten Rollenmustern und der Performativität von Konfliktsituationen – unterschiedliche Modellierungsverfahren von weiblichen und männlichen Verhaltensweisen innerhalb des „clash of gender“ in Literatur, Film und Malerei nachvollziehen und dabei einen weiten Bogen spannen von ersten mythologischen Entwürfen geschlechtsorientierter Streitkultur bis hin zu Exponaten der ausgehenden Postmoderne, welche übrigens keinesfalls die zuvor genannten Codierungenausschließlich als obsolet betrachten. 

Gedacht ist dabei vor allem an Texte und Filme von Apulejus, Ovid, Shakespeare, Goethe, Schiller, Grillparzer, Stendhal, Victor Hugo, Baudelaire, Rodenbach, Rollinat, Swinburne, Storm, Sacher-Masoch, Hauptmann, Felix Dörmann, Karl Kraus, Otto Weininger, Edward Albee, Roland Barthes, Elfriede Jelinek, Botho Strauß, Ingmar Bergmann, Rainer Werner Fassbinder, Pierre Granier-Deferre, Peter Greenaway, Mike Nichols, Douglas Sirk und – falls Interesse bei den Studierenden besteht – Produkte der Trivialkultur (Soap Operas etc.)