Kurzbeschreibung: Nichts ist für einen Schriftsteller desillusionierender, wie uns Uwe Johnson in seinen Frankfurter Poetik-Vorlesungen 1980 eindrücklich vor Augen geführt hat, als sich die Begleitumstände des Schreibens zu vergegenwärtigen: Überall harren Widerstände, sei es auf Seiten der Sprache, sei es auf Seiten der Schreibwerkzeuge oder auf Seiten der Körperlichkeit, ohne die (bislang) kein Gedanke schriftlich tatsächlich festgehalten werden könnte. Diese Widerstände können aber auch ausgesprochen produktiv sein – so die Hauptthese der jüngsten literarischen Schreibprozeßforschung, die im Anschluß an den von Rüdiger Campe geprägten literaturwissenschaftlichen Begriff der ‚Schreibszene‘ untersucht, wie Schriftsteller die Begleitumstände ihres Schreibens thematisieren, reflektieren und problematisieren. In diesem Sinn kann die Praxis des Schreibens nicht allgemein definiert, sondern nur historisch und philologisch im Einzelfall rekonstruiert werden. Die Vorlesung will als Grundlage dieser Rekonstruktion ein möglichst integratives Modell des Schreibens entwickeln, das sowohl seine Körperlichkeit (Geste) wie seine Technik (Instrumentalität) und sein sich veränderndes Selbstverständnis (Semantik) umfaßt, und an einer Reihe von Autorinnen und Autoren überprüfen, die von Georg Christoph Lichtenberg, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller über Karl Valentin, Karl Kraus, Franz Kafka und Robert Walser, Adolf Wölfli, Daniel Paul Schreber und Friedrich Glauser, Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt bis zu Autorinnen und Autoren der Gegenwart wie Paul Nizon von der älteren, Felicitas Hoppe und Matthias Politicky von der jüngeren Generation reicht und anderen mehr.

Lernziele/Kompetenzen: Philologische Sensibilisierung für einen method(olog)isch reflektierten literaturwissenschaftlichen Begriff von ‚Schreiben‘.

Teilnahmemodalitäten/Voraussetzungen: Ergibt sich aus dem Hochschulrahmengesetz.

Modulprüfung: Wird noch bekannt gegeben.

Eignung für angewandte Studiengänge: Ergibt sich individuell aus der Kurzbeschreibung.

Literatur: Wird in Form des Semesterprogramms in der ersten Sitzung bekannt gegeben und, wo urheberschutzrechtlich möglich, im betreffenden Moodle-Arbeitsraum zur Verfügung gestellt.