Die Wohnungsmärkte in deutschen Großstädten und Ballungsregionen sind angespannt; die Miet- und Kaufpreise sind stark gestiegen. Sozialwohnungsbestände, die sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehr als halbiert haben, nehmen auch in Zukunft deutlich ab. Dies trägt dazu bei, dass nicht nur Haushalte mit niedrigem Einkommen, sondern inzwischen auch Haushalte mit mittlerem Einkommen kaum Zugang zu bedarfsgerechtem und erschwinglichem Wohnraum finden. Vor diesem Hintergrund sind Instrumente für bezahlbaren Wohnraum seit einigen Jahren in der Diskussion. Ein Blick über den deutschen Tellerrand könnte sich lohnen, daher beschäftigt sich das A-Projekt mit den Strategien für bezahlbares Wohnen in Helsinki.
Warum gerade Finnland bzw. Helsinki? Auch in Finnland steigen die Preise für Bauland und Immobilien in wachsenden Regionen. Der Wohnungsmarkt ist durch eine steigende Nachfrage und ein unzureichendes Angebot von (kostengünstigen) Wohnraum gekennzeichnet. In Finnland wird sozialer Wohnungsbau durch staatliche Förderung unterstützt, jede 3. Wohnung ist mit staatlicher Unterstützung gebaut worden. Das Land verfolgt unterschiedliche Strategien für bezahlbaren Wohnraum, z. B. Zinsdarlehen und Zuschüsse. Ein wichtiges Instrument der finnischen Wohnungspolitik ist das „agreement on land use, housing and transport“ (MAL). Eine wesentliche Rolle bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum spielt auch der Wohnungsbestand im Eigentum der Stadt. Die Stadt Helsinki besitzt mit 63.500 Wohnungen immerhin 17% des kommunalen Wohnungsbestandes (Ronkainen/Eskelä 2022: 37)
Während in Deutschland der Wohnungsmarkt gekennzeichnet ist durch die Eigentumsformen Miete, individuelles Wohneigentum und genossenschaftliches Wohnen – existieren in Finnland neben Miete und Eigentum noch „right-of occupancy homes“ und „part-ownership housing“. Die Mehrheit der finnischen Haushalte lebt im Wohneigentum (64% in 2017), wobei der Eigentumsanteil in den Städten um die 50% liegt und Mietwohnungen in Nachfrageregionen einen höheren Anteil haben.
Als Einführung und Grundlage wird sich das Projekt mit der Struktur des Wohnungsmarktes in Deutschland beschäftigen und sich insbesondere mit Instrumenten und Strategien zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum auseinandersetzen. In einem zweiten Schritt analysiert das Projekt die Wohnungsmarktstrukturen in Finnland bzw. Helsinki und die Instrumente für bezahlbaren Wohnraum. Während der 4-5 tägigen Exkursion (die in der zweiten Märzhälfte 2024 stattfinden wird) führen wir Interviews mit Expert*innen für finnische Wohnungspolitik und besuchen neuere Stadtentwicklungsprojekte.